Häufige Erkrankungen - Prostatakrebs - Diagnostik
Der Prostatakrebs (Prostatakarzinom)
ist eine bösartige Tumorerkrankung der Vorsteherdrüse (Prostata). Er ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes (aber nicht die häufigste Todesursache). In Deutschland sterben etwa 3% der Männer an Prostatakrebs. Bei den Männern, die an einer Tumorerkrankung sterben, stellt er mit etwa 10% die dritthäufigste tödliche Krebserkrankung nach Lungen- und Darmkrebs dar.
Im Frühstadium
macht er keinerlei Beschwerden, in fortgeschrittenen Stadien treten v.a. Blasenentleerungsstörungen und Knochenschmerzen auf, die schon Zeichen einer Tochtergeschwulstbildung (Metastasierung) sein können. Die häufigsten Metastasen finden sich in den lokalen Lymphknoten und den Knochen. Eine Heilung ist möglich, wenn das Tumor die Organgrenzen noch nicht überschritten hat und keine Metastasen vorliegen.
Da es erst in fortgeschrittenen Stadien zu Beschwerden kommt, ist die Vorsorgeuntersuchung so wichtig, um einen evt. Auftretenden Tumor noch in einem heilbaren Stadium zu erkennen.
Das PSA (Prostata-Spezifisches Antigen)
hat einen hohen Stellenwert in der Diagnostik des Prostatakrebses, auch wenn der Wert nicht immer leicht zu bewerten ist. Es ist spezifisch für die Prostata, allerdings nicht nur für ein Tumorleiden, sondern es kann auch bei Entzündungen, der gutartigen Prostatavergrößerung, einem Harnverhalt oder ohne ersichtlichen Grund erhöht sein. Ein Wert über 4 ng/ml sollte abgeklärt werden. Liegen wiederholte jährliche PSA- Bestimmungen vor, so wird der PSA-Wert zu einem wertvollen Vorsorgeinstrument und gleicht in der Beobachtung der PSA-Anstiegsgeschwindigkeit quasi einem „Frühwarnsystem". In der Tumornachsorge ist das PSA der entscheidende Parameter z. B. nach operativer Therapie, einer Strahlenbehandlung oder bei einer antihormonellen Behandlung.
Beweisend für das Vorliegen eines Prostatakarzinoms
ist ausschließlich der Nachweis von Krebszellen in einer entnommenen Gewebeprobe. Die Probe erfolgt über den Enddarm unter Ultraschallkontrolle. Es werden mit einer Hohlnadel 10-12 (jedoch mindestens sechs) Gewebeproben entnommen. Ein Pathologe begutachtet das Prostatagewebe und stellt seine Diagnose.
Häufige Erkrankungen - Prostatakrebs - Therapie
Die Hauptbehandlungsmethoden
stellen die Operation (Komplettentfernung der Prostata), die Strahlentherapie und Unterdrückung der Testosteronproduktion durch operative oder chemische Kastration dar.
Die Operation
erfolgt beim lokal begrenzten Prostatakarzinom. Hierbei werden die Prostata, die Samenblasen sowie die regionalen Lymphknoten entfernt. Sie kann auf vier Arten durchgeführt werden: als retropubische (Hautschnitt oberhalb des Schambeines) radikale Prostatektomie, als radikale perineale Prostatektomie (Zugang über den Damm), minimal-invasiv (laparoskopisch) oder als roboter- assistierter Eingriff. Je nach Tumorbefund erfolgt der Eingriff mit Erhaltung der für die Potenz wichtigen Nerven. Gelingt es bei der Operation, den Tumor vollständig zu entfernen, ist eine Heilung möglich, und die Prognose des weiteren Verlaufes ist günstig. Neben der Potenzstörung ist das Unvermögen den Urin zu halten (Harninkontinenz) mit 8-10% die gewichtigste nachteilige Folge einer Radikaloperation der Prostata.
Die Bestrahlung der Prostata
ist inzwischen einer Operation in Hinsicht auf die Heilungschancen nahezu gleichwertig. Sie erfolgt entweder von außen (perkutane Strahlentherapie) oder durch „Spickung" der Prostata mit radioaktivem Material. (Brachytherapie) Die perkutane Bestrahlung wird mittels Linearbeschleuniger durchgeführt. Bei der Brachytherapie unterscheidet man zwischen der Implantation von „Seeds" (LDR-Brachytherapie) und dem „Afterloading" (HDR- Brachytherapie). Hierbei werden über Hohlnadeln radioaktive Strahler dauerhaft (LDR-BT) oder kurzzeitig (HDR-BT) in die Prostata eingebracht. Vorteile der Bestrahlung sind der Wegfall des OP-Risikos und die ambulante Therapiemögichkeit. Nachteile sind Nebenwirkungen wie Durchfall und Verdauungsstörungen, Risiken wie bleibende Schädigungen von Darm (Entzündungen) und/oder Harnblase (radiogene Zystitis). Auch Potenzstörungen werden beobachtet.
Ein selten zum Einsatz kommendes Verfahren
stellt der hochintensive fokussierte Ultraschall (HIFU) dar. Bei dieser Methode wird die gesamte Prostata vom Enddarm aus mit gerichteten Ultraschallwellen erhitzt und das Karzinom damit zerstört wird.
Die „Hormontherapie“
ist eigentlich ein Hormonentzug und wird entweder chemisch (z. B. in Form einer „Drei-Monats- Spritze", LHRH-Analoga)
oder seltener als chirurgische Kastration (Orchiektomie) durchgeführt. Dadurch sinkt der Testosteronspiegel auf rund
fünf Prozent ab. Da der Prostatakrebs häufig testosteronabhängig wächst, kommt es mit diesen Verfahren
zum Rückgang bzw. Stillstand der Krankheit. Die Patienten haben oft Jahre lang „Ruhe". Die Krankheit wird
hierdurch nicht geheilt, aber „gebremst". Diese Therapie kommt in meist in fortgeschrittenen Stadien zur Anwendung.
Die Chemotherapie
Die Chemotherapie
ist beim Prostatakrebs nur eingeschränkt wirksam. Einige Patienten können jedoch von ihr profitieren. Zumeist hat die Chemotherapie ihren Platz bei der Behandlung des Tumorrezidivs und versagender Hormontherapie. Statistisch liegt der Überlebensvorteil bei etwa 3 Monaten. Aber häufig kommt es zu einer Reduktion der tumorbedingten Beschwerden.
Unter bestimmten Umständen kann
eine Strategie des „Aktiven Beobachtens" (Active Surveillance) in Betracht kommen. Diese „Therapieform" kann bei sehr frühen Stadien erfolgen. Der Tumor wird in seinem Verlauf beobachtet und bei erst bei fortschreitendem Tumorwachstum eine kurative Therapie eingeleitet. Dadurch wird eine Übertherapie vermieden.
Eine Therapieentscheidung
sollte sich sowohl am Tumorstadium, als auch an den Lebensumständen und Wünschen des Patienten orientieren.